Notgemeinschaft will Sperrgrundstück im Enteignungsverfahren gegen Weserauentunnel nutzen - Rechtsanwaltskanzlei Herrle

23. November 2010

Ö-Punkte

Notgemeinschaft will Sperrgrundstück im Enteignungsverfahren gegen Weserauentunnel nutzen

Porta Westfalica (mt). Es wird vermutlich den schon terminierten Bau des Weserauentunnels nicht verhindern, aber ihr Sperrgrundstück in der künftigen Trasse will die Notgemeinschaft Rettet die Porta Westfalica Pro Wiehengebirgstunnel nicht verkaufen, gaben gestern die Vorstandsmitglieder das Ergebnis einer Abstimmung bei der Jahreshauptversammlung bekannt.
Das Grundstück am Weserufer in Barkhausen hatten die Verfechter einer Verkehrsumleitung durch das Wiehengebirge seinerzeit gekauft, um im Planfeststellungsverfahren ein Klagerecht zu haben. Der Grundbesitz in der Trasse half ihnen in einem mehrjährigen Rechtsstreit bis zum Oberverwaltungsgericht Münster, das aber die Rechtmäßigkeit der Planung schließlich absegnete.
Mit dem Grundstück glauben die Retter der Porta immer noch ein Faustpfand in der Hand zu haben. Das ist ja ein neues Verfahren, wenn man uns enteignen will sagt Vorsitzender Dr. Hermann Frohwitter und deutete damit die Entschlossenheit der rund 100 Mitglieder an, den Kampf um den richtigen Tunnel nicht verloren zu geben.
Der Enteignungs-Kommissar von der Bezirksregierung in Detmold wird aller Voraussicht nach versuchen uns zur Einsicht zu bewegen, erwartet Dr. Frohwitter. Aber auf die Einsicht hofft man wohl vergebens.
Lange Zeit hatte man nichts mehr von der Notgemeinschaft gehört, schien man als Autofahrer oder als Anwohner der Portastraße nur noch darauf warten zu müssen, wann denn endlich das Tunnel-Mittelstück die bereits fertigen Teile des Gesamtobjekts B 61n die neue Portabrücke im Süden und die sogenannte Birne im Norden verbindet.
Doch sie sind noch da, die langgedienten Kritiker des Weserauentunnels und legen ihre alten Argumente vor, die sie an die neuesten Entwicklungen angepaßt haben. So schwenken sie das Südende des von ihnen propagierten Wiehengebirgstunnels einfach nach Westen und schon haben sie die eleganteste Lösung, wie die Mindener am schnellsten auf die A 30 Richtung Rotterdam kommen.
Ihre Erzfeinde im Westfälischen Straßenbauamt (WSBA) haben ihnen selbst die Grundlage dafür geliefert: die geplante Nordumgehung Bad Oeynhausens. Nun also nicht mehr Anschluß an die B 482 bei Vennebeck mit zusätzlicher Weserbrücke, sondern die direkte Verbindung BückeburgRotterdam, wo schon soviel große Pötte den Hafen bevölkern, daß Sportbooten das Befahren verboten ist, wie Vorstandsmitglied Hartmut Kohlwey weiß.
Schwerlastverkehr nimmt zu
Und die Folgen des Seeverkehrs für Porta haben die aufrechten Kämpfer gegen den Weserauentunnel auch parat: der Schwerlastverkehr werde bis 2010 um 100 Prozent, der Pkw-Verkehr um 40 Prozent zunehmen: Logischerweise habe man dann wieder Stop-and-go-Verkehr in der Porta. Die alte Situation feiert fröhliche Urständ, malen Frohwitter, Brink und Kohlwey das Menetekel an die (Tunnel-)Wand. Und überhaupt: Was WSBA-Chef Gerold noch als B 61n vorstelle, solle doch in Wahrheit zur A 30-Verlängerung ausgebaut werden. Immer hübsch den Verkehr durch die enge Porta ziehend, so ihre Vermutung.
Und dann? Dann kommt der Wiehengebirgstunnel als rettender Engel daher: Dann wird sich der Wiehengebirgstunnel als notwendige Entlastung erweisen, die den Fernverkehr von örtlichen Verkehr trennt, ist sich Walter Brink sicher.
Und daß der Stich durchs Gebirge um mehr als die Hälfte billiger sein kann als der Trog mit Deckel im Wesertal haben Brink seine Mitstreiter in Oerlinghausen herausgefunden. Der dortige Tunnel würde umgerechnet auf die Porta 65 Millionen Mark kosten, so die Tunnel-Experten der Notgemeinschaft, mit 170 Millionen für ihr Projekt rechnen die Planer des Westfälischen Straßenbauamtes.
Kassandra in der Porta?
Daß sich die in Minden davon noch bewegen lassen ihre spatenstichreifen Pläne umzustoßen, die Millionen aus Bonn ablehnen, schon geschlossene Verträge brechen und noch einige Jahre vergehen lassen, glauben auch ihre Gegner in Hausberge und Barkhausen nicht. Aber wir möchten später nicht sagen müssen, hättet ihr doch auf uns gehört, hebt Hartmut Kohlwey warnend den Finger.